Burgenregion Allgäu

St. Nikolaus


"Wehrkirche" St.Nikolaus in Emmereis

Am südlichen Ortsrand von Emmereis steht, eingebettet in einen Hang, die kleine Kirche St. Nikolaus. Sie wird in der gängigen Literatur um 1150 datiert und somit zum ältesten Sakralbau des Allgäus deklariert, zudem überall als “Wehrkirche“ klassifiziert.

 

Es handelt sich um ein kleines Langhaus, das nach Osten zuerst mit einem eingezogenen Viereckchor, dann mit einer Rundapsis abschließt. Das Mauerwerk besteht aus gut gereihten Bruchsteinen (Kalksteine, Sandsteine, Bachkatzen) und ist unverputzt. Die meisten Öffnungen einschließlich der heutigen Tür wurden später eingebaut, erst um 1600, dann im 18.Jhdt. im Zuge einer Barockisierung. Der ursprüngliche Zugang in der Südwand erhielt sich als Vermauerung.

Bemerkenswert sind die vor wenigen Jahrzehnten entdeckten romanischen und spätgotischen Fresken im Kapelleninneren, die u.a. auch einen schwarzen Ritter zeigen, der vom 500 m entfernten Burgstall stammen soll.

 

Der eingezogene Chor wurde turmartig hochgezogen, wobei sein alter Abschluss nicht bekannt ist. Er enthält in seinem Obergeschoss drei Lichtschlitze, die als Schießscharten fehlgedeutet wurden. Erreicht wurde dieser Raum über eine lange Holzleiter, die zu einer kleinen Tür über dem Triumphbogen führte. Bei diesem schwer erreichbaren Raum handelte es sich nicht um ein Wehrgeschoss, sondern um einen sicheren Zufluchtsort in Kriegszeiten. Dies beweisen die schmalen Lichtnischen, die weder für Pfeil und Bogen noch für Armbrüste genutzt werden konnten.

Fehlinterpretation

Die Fehlinterpretation von St. Nikolaus ist charakteristisch für Hunderte von Wehrkirchen und Wehrkirchhöfen, die aufgrund der Lichtschlitze in den dicken Turmmauern bayernweit irrtümlich zu Wehrkirchen erklärt wurden.

Text Dr. Joachim Zeune 2024

Kapelle St. Nikolaus - Emmereis Rettenberg

Grundriss der Kirche - Petzet 1964

Ansicht der Kirche von Süden

Foto J. Zeune 2024